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TONSTUDIOS
v o r allem fü r H ip -H o p -P ro d u k tio n e n
und M usik, die auch auf Platte richtig laut
k o m m en sollte, was b eim Schnitt hohe
Leistung erfordert.
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Ist d as E q u ip m en t denn w irklich so en t-
sch eid en d fü rs R esultat?
A ber sicher! N eu e G eräte w erd en des-
halb strengen Tests unterzogen: Jem and
schickte m ir u n län g st einen E qualizer,
u n d ich habe ihn einfach anstelle m eines
bew ährten eingesteckt u n d keine F unk-
tion, sondern nu r die D urchschleifoption
eingestellt. W e n n ’s das D ing so sch o n
n ic h t b rin g t, w aru m ü b e rh a u p t n o ch
equalizieren? D ann ist m an eh schon h in -
ter der Q ualität der Vorlage u n d m üsste
w ieder andere D inge tu n , um sich deren
S ta n d a rd a n z u n ä h e rn . U n d d a n a c h
klingt’s allenfalls ähnlich. Vergiss es!
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W ird w äh ren d des R em asterin gs älterer
A lb en sta rk kom p rim iert?
Auch w enn Ih r’s vielleicht nicht glaubt: So
gut wie nie! U n d ich sehe auch w irklich
keinen G ru n d dafür.
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A lso der K u n de erw a rtet dem nach nicht,
dass ein e A u fn a h m e von, sagen w ir m al,
1965 w ie ein e von 2 0 1 4 klingt?
N ein, solche W ünsche oder F orderungen
w erden bei älteren Sachen zum G lück so
gut wie nie an uns herangetragen. U nd
w en n doch, entgegne ich d en L euten:
„Hey, das ist nicht eure verdam m te W erbe-
platte!“ Ehrlich, es ist ein Teil des Respekts
gegenüber den M usikern und dam aligen
Kollegen, dass m an ihre A rbeit nicht zum
beliebig verfügbaren M aterial degradiert.
U n d das w ird auch so akzeptiert.
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Z u rü ck zu m Them a: G ibt's an den alten
V orlagen ü b erh a u p t v ie l zu tun?
Für das Editieren der Alben reicht ein kleiner Aufbau, bei dem die
Monitore nur zur Titelerkennung etwa bei Übergängen dienen
W ie m an ’s nim m t. W enn ich
m ir die Blue N o te-S ach en
ansehe, hat m an sich früher
oft n icht viel M ühe m it dem
M a sterin g g em ach t - ein
b issch en E q u alizin g ein g e-
setzt sow ie ein F ilter gegen
tieffrequente S törungen und
eins im H ochtonbereich, weil
A bspielgeräte wie Schneide-
system e d o rt allergisch a u f
zu h o h e Pegel reag ierten ;
u n d das w ar’s. D am als hatte
m a n au ß e rd em n o ch n ich t
so p o ten te S chneideverstär-
ker. W u rd en die übersteuert,
haben sie eine schlechte Rille
geschnitten. W ieder m usste ein entspre-
chendes Filter helfen. Sowas m achen wir
heute gar nicht m ehr. A uch deshalb, weil
die T onab n eh m er viel besser gew orden
sind und stärkere A uslenkungen sauberer
abtasten k ö n n en als die dam aligen. Aus
diesem G ru n d k ö n n en w ir h eu te diese
In fo rm atio n en in der Rille lassen.
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A b e r m an b e n ö tig t doch w oh l in ta k te
B ä n d er f ü r ein o p tim a les E rgebnis. W ie
ste llt m an sicher, im m er das beste M a te -
ria l zu bekom m en?
Tja, w ir kriegen leider nicht im m er die
besten Bänder. M anchm al sind sie ein -
fach verschw un-
d en , selbst bei
den M ajors. Das
Feuer bei A tlan-
tic R ecords v o r
ein ig er Z eit h at
viel v ern ic h tet.
M anchm al bekom m en wir eine 1:1-Kopie,
die freilich zuw eilen nicht so gut ist, wie
sie sein könnte. A uch die Blue N ote-B än-
der w aren n icht durchw eg die O riginale.
N e u e P e r s p e k t i v e n
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eit bald 50 Jahren sammle ich Schallplat-
ten. Zu den Reissues, wie sie etwa Bernie
Grundman remastert, besitze ich oft die beson-
ders kräftig geschnittenen US-Originale. Was
mir beim Vergleichen auffällt? Dass damals
für andere Wiedergabegeräte gemastert und
geschnitten wurde. Heute laufen die Reissues
auf HighEnd-Drehern über hochauflösende
Amps und Lautsprecher, von denen man früher
nur träumen konnte. Toll, dass es diese neue
Perspektive für die alten Sachen gibt."
Hermann Hoffmann, Audio Int’l
I
W ie lange h alten B ä n d er denn?
Diese aus den frühen 50ern sind jedenfalls
perfekt. E rin n ert Ih r E uch an die ersten
deutschen S tereoaufnahm en von 1939?
Die alten m etallbeschichteten Papierbän-
der w urden au f CD transferiert, u n d die
klingen echt gut. N ein, Tape bleibt - und
V inyl n atü rlich erst recht. S chaut m al,
hier sind die Bänder von Sonny Rollins’
„A N ight A t The Village V anguard“, ein
berühm tes A lbum . W ir schneiden auch
Vinyl für Capitol. Dieses spezielle Projekt
sollte als K om pilation aus den ehem ali-
gen zwei Folgen geschnitten w erden, die
w ir im C om puter haben. A ber sie woll-
ten auch die gan-
z e n
Ü b e rg ä n g e
m it dem A pplaus
u n d d em T ypen,
d e r
die
S tücke
an sag t.
D eshalb
m usste ich wieder
zu den O riginalbändern zurück (zeigt auf
einen Stapel wie achtlos herum liegender
Papphüllen: „7,5 ips in m ono! They sound
dam ned good“). Das nannten wir das „No
N am e T ape“ weil es nicht den höchsten
Standard erreichte, ist aber trotzdem noch
gut. W as vergänglich ist, sind definitiv die
Digital-Files. D enn ihr Inhalt ist sehr anfäl-
lig; viel Inform ation auf extrem wenig Platz.
Kleine Datenausfälle können zum Totalver-
lust führen, w ährend ein T ape trotz kurzem
D ropout einfach weiterspielt. Ich habe 60
Jahre alte Bänder, etwa des bew ährten Typs
Scotch 111, die problem los laufen.
I
W ie is t’s d e n n ü b e r h a u p t u m d ie
K lan gästh etik d er R eissues bestellt? W er-
den die B än der so originalgetreu w ie m ög-
lich rem astert oder an die m oderne K lang-
w e lt angeglichen?
» V
i n y l u n d T a p e s h a b e n
B e s t a n d , a b e r D
i g i t a l -
F i l e s s i n d a n f ä l l i g «
62 STEREO 7/2014
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